Bildnis der Kaiserin von Österreich Maria Anna (1803 – 1884)
Vorliegendes Aquarell — Gouache ist in feinster Qualität von einem der wichtigsten und erfolgreichsten Porträtisten der Wiener Gesellschaft seiner Zeit gefertigt. Vorliegendes Blatt dürfte mit ziemlicher Sicherheit die Stichvorlage für die von Kriehuber ausgeführte Lithografie sein.
Johannes Ender (1793 ‑1854) fertigte bereits in den 1830er Jahren ein Portrait der Kaiserin Maria Anna, welches vermutlich die Vorlage und Inspiration für die Porträtzeichnung Kriehubers war.
In der Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek befindet sich zumindest eine der nach dieser Zeichnung von Kriehuber gefertigten Lithografien.
Blätter dieser Qualität, wie zum Beispiel die von Kaiserin Elisabeth mit zwei Kindern, Erzherzogin Gisela und Erzherzog Rudolf, Franz Karl Erzherzog von Österreich, Maria Theresia von Este (1817−1886), Maria Beatrix von Österreich-Este (1824−1906), Fürst Felix Schwarzenberg, sowie das Porträt der Prinzessin Leonora Radziwill (Sofja Urusow), befinden sich unter anderem in der Sammlung der Albertina in Wien.
Besonders hervorzuheben wäre neben der äußerst feinen und qualitätvollen Ausführung dieses Blattes der schöne Erhaltungszustand sowie der originale Kaiserliche Rahmen zu diesem Blatt.
Vorliegendes Blatt wurde in einer Spezialwerkstätte für Papierrestauration behutsam restauriert und mit neuem Passepartout versehen. Die Blattgröße beträgt ca. 25 cm x 18 cm, mit Rahmen sind die Abmessungen des Bildes 41 cm x 28 cm. Das Blatt ist rückseitig mit J. Kriehuber signiert und mehrfach auf auf der Holzrückwand bezeichnet.
Maria Anna, Prinzessin von Savoyen, deren vollständiger Name auf Maria Anna Ricciarda Carolina Margherita Pia lautete, wurde am 19. September 1803 im Palazzo Colonia in Rom als Tochter König Viktor Emanuels I. von Savoyen und dessen Gattin Erzherzogin Maria Theresia von Österreich-Este geboren.
Am 12. Februar 1831 heiratete Maria Anna per Prokuration in Turin Erzherzog Ferdinand von Österreich. Am 27. Februar 1831 fand schließlich in der Kammerkapelle der Hofburg in Wien die Trauung statt, welche von Erzherzog-Kardinal Rudolph vollzogen wurde.
Durch die Thronbesteigung Erzherzog Ferdinands im März 1835, welcher als Kaiser Ferdinand I in die Geschichtsbücher einging, wurde Maria Anna Kaiserin von Österreich. Am 12. September 1836 erfolgte dann in Prag die Krönung zur Königin von Böhmen. Als Gemahlin von Ferdinand I. war sie von 1835 bis 1848 Kaiserin von Österreich und ab 1836 Königin von Böhmen.
Nach ihrem Tod im Mai 1884 in Prag, wurde Maria Anna, deren Ehe kinderlos geblieben war, wie schon ihr bereits 1875 verstorbener Gatte in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Berühmte Komponisten wie Joseph Lanner und Johann Strauss Vater und Johann Strauss Sohn widmeten der Kaiserin unvergessliche Melodien.
Eines der bekanntesten ist die Annen-Polka, welche am 24. Juli 1852 im Wiener Prater uraufgeführt wurde.
Josef Kriehuber, am 15. Dezember 1800 in Wien geboren und am 30. Mai 1876 in Wien verstorben, gilt heute als wichtigster und erfolgreichster Porträtist der Wiener Gesellschaft seiner Zeit. Bereits im Alter von 13 Jahren wurde Kriehuber auf Grund seines Talentes in die Zeichenklasse der kaiserlichen Akademie in Wien aufgenommen.
Im Jahre 1818 begleitete er den Fürsten Sanguszko als Zeichenlehrer nach Polen, und kehrte erst im Jahre 1821 nach Wien zurück. Sein Studium an der Akademie finanzierte er, indem er zu einem der fleißigsten Mitarbeitern im Verlags Trentsensky, eine lithographische Anstalt, zur Herstellung und zum Verkauf von Abbildungen in Steindruck (Lithographie) wurde. Ab dem Jahre 1826 erschienen seine ersten Porträts in der neuen Drucktechnik der Lithografie.
Josef Kriehuber zählte über Jahrzehnte zu den gesuchtesten und bestbezahltesten Porträtisten Wiens. 1860 erhielt er als erster Künstler in Österreich den Franz-Joseph-Orden.
Bedeutende Sammlungen seiner Werke befinden sich in der Graphischen Sammlung Albertina und der Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.
Literatur :
• Noël S. McFerran: A Jacobite Gazetteer – Rome, Museo di Roma
• Constantin von Wurzbach: Habsburg, Maria Anna Karolina Pia. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 28 f. (Digitalisat).
• Martin Mutschlechner: Ferdinand: Ein „Betriebsunfall“ im Hause Habsburg
• Maria Anna, In: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 302.
• R. Lorenz: Maria Anna, Kaiserin von Österreich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 – 1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3−7001−0128−7, S. 86.
• Maria Anna, In: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 303.
Klicken Sie hier: Kaiserin Maria Anna von Sardinien-Piemont — Kapuzinergruft
Literatur Kriehuber:
• Constantin von Wurzbach: Kriehuber, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 13. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 219 – 231 (Digitalisat).
• Rudolf von Eitelberger von Edelberg: Gesammelte kunsthistorische Schriften. Band 1, Braumüller, Wien 1879, S. 90.
• Karl Weiß: Kriehuber, Josef. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 166 f.
• Josef Kriehuber. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip – Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 535 – 536.
• Wolfgang von Wurzbach: Katalog der Porträtlithographien Josef Kriehubers. 2. Auflage. Walter Krieg Verlag, Wien 1958.
• Schöny: Kriehuber Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 – 1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 273 f. (Direktlinks auf S. 273, S. 274).
• Peter Wirth: Kriehuber, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3 – 428-00194‑X, S. 45 f. (Digitalisat).
• Selma Krasa: Josef Kriehuber 1800 – 1876: Der Porträtist einer Epoche. Edition Christian Brandstätter, Wien 1987.