Großes Ölgemälde von Adolf Pirsch (Krain 1858 – 1929 Graz)
Porträt von Anna Maria Elisabeth Aloyse als kleines Mädchen, Countess Chorinski, (Brünn 1899 – 1988 Wien) mit ihrer Gouvernante; Öl auf Leinwand, im originalen, blattvergoldeten Rahmen. Ausgestellt auf der III. Kunstausstellung 1902 in Graz. Rückseitiges Ausstellungsetikett des Vereins der bildenden Künstler Steiermark, III. Kunstausstellung 1902, in Graz.
Das große Ganzkörperportrait der kleinen Gräfin Chorinski mit ihrer Gouvernante, reflektiert das Können, die Liebe zum Detail und das Leuchten, welches viele der Porträts von Adolf Pirsch so besonders machen, auf wunderbare Weise. Das unglaubliche Strahlen, das dieses besondere Gemälde versprüht, zieht einem sofort in seinen Bann und spiegelt die Zeit der sogenannten “Belle Epoque” im Habsburger Reich wieder.
Abgebildet und dokumentiert in: Rudi Ekkart und Claire van den Donk, ‘Aanzienlijke portretten; Adolf Pirsch (1858−1929) in Nederland’, W Books, Zwolle, 2022; Prov: Sammlung Hans Miedler Fine Art
Adolf Raimund Julius Pirsch (* 4. Juli 1858 in Gradac, Weißkrain, Kaisertum Österreich; † 28. April 1929 in Graz) Adolf Pirsch wurde 1858 in Gradac in Weißkrain geboren, wo sein Vater im Eisenwerk des Franz Ritter von Friedau tätig war. Mit 16 Jahren kam er nach Graz und besuchte dort zwischen 1874 – 79 die Landschaftliche Zeichenakademie. Danach führte ihn sein künstlerischer Weg nach Wien, Venedig, Dresden, London,Paris, Tschechien, Belgien und über die Niederlande kurz vor seinem Tod wieder zurück nach Graz. Er verbrachte viele Jahre im Ausland unter anderem 14 Jahre in England und ließ sich nach dem Ersten Weltkrieg für einige Jahre in Haarlem nieder.
Nach anfänglichen Versuchen in der Genremalerei, widmete sich ganz dem Porträt und erreichte darin eine beachtliche Qualität. Unter anderen porträtierte er Papst Leo XIII., Kaiser Franz Joseph I. und zahlreiche andere Mitglieder der damaligen europäischen adeligen Gesellschaft. Aus seiner frühen Schaffenszeit finden wir in der Kirche der Barmherzigen Brüder ein Seitenaltarbild aus dem Jahre 1887. Eine bedeutende Epoche für Adolf Pirsch als Porträtmaler war seine Zeit in den Niederlanden Anfang des 20igsten Jahrhunderts. In den Niederlanden voran gegangen waren Pirsch schon zwei Maler welche auch aus dem Habsburgerreich stammten, Jean Baptiste Discart (1855−1940) und Philip de Làszlò (1869 ‑1937). Jedoch war der ausländische Beitrag zur niederländischen Porträtkunst nicht auf Pirsch, Discart und De László beschränkt, denn auch andere Ausländer konnten den Weg in die Niederlande finden, wie zum Beispiel der Ungar Oscar Mendlik, der seit 1900 in den Niederlanden tätig war, aber erst in einer etwas späteren Zeit an Popularität gewinnen würde. Es kann auch der Österreicher Armin Horovitz erwähnt werden, der in den Jahren 1903 – 1920 regelmäßig für die Familie van Aldenburg Bentinek arbeitete. Auffallend ist, dass auch diese Künstler aus dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich stammen, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs auch Gebiete des Balkans und das nördliche Italien umfasste. Diese Österreicher bestimmten zusammen mit einigen einheimischen Malern das Bild der gesellschaftlichen Porträtkunst in den Niederlanden in den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts. Zu den Niederländern, die zu diesem Bild beigetragen haben, gehörten unter anderem die Maler Antoon van Welie, Willem Maris Jbzn und Han van Meegeren. Im Jahr 1900 fertigte Pirsch im Auftrag des Wiener Bürgermeisters ein Porträt von Papst Leo XIII für das Wiener Rathaus an, wovon zumindest ein zweites Bild für den Papst gefertigt wurde und wofür Pirsch vom Papst den Gregoriusorden erhielt. Im selben Jahr wurde Pirsch von Graf Grundacker von Wurmbrand mit einem Porträt Kaiser Franz Josefs beauftragt, von welchem es auch mehrere Versionen gibt. (Literatur ‘Aanzienlijke portretten; Adolf Pirsch (1858−1929) in Nederland S. 19 Abb. 11). Im Jahre 1906 fertigte Pirsch auch ein Gruppenporträt der Kinder von Erzherzog Franz Ferdinand an. Ab 1906 arbeitet Pirsch für den Hof des Königs von Sachsen, war ab diesem Zeitpunkt auch am englischen und niederländischen Markt und 1913 auf Grund einer Liebesbeziehung mit der niederländischen Künstlerin Hanna Fieke, aus welcher eine Tochter hervorging, auch in Paris tätig.
Adolf Pirsch reiste 1929 70-jährig zurück in seine Heimatstadt Graz wo er am 28 April verstarb. Seinen künstlerischen Nachlass ging an seine unverheiratete Schwester, welche diesen gütliche mit den beiden Töchtern von Adolf Pirsch, beide stammen aus unverheirateten Beziehungen, regelte. Bedeutende Werke Adolf Pirsch finden wir unter anderem im Museum Van Loon Amsterdam, Neue Galerie Graz, Königliche Gemäldegalerie Den Haag, Stiftung Familie Kasteel Rechteren Limpurg, Schloss Amerongen, sowie in vielen privaten Sammlungen.
Literatur und Zitat:
- Rudi Ekkart und Claire van den Donk, ‘Aanzienlijke portretten; Adolf Pirsch (1858−1929) in Nederland’, W Books, Zwolle, 2022; Ausstellung ‘Aanzienlijke portretten – Adolf Pirsch in Nederland’ im Museum Van Loon, Amsterdam, 8 April-12 Juni 2022, siehe Abbildungen unten als Referenz *
- Theo P.G. Kralt, The portrait painters Adolf Pirsch (1858 – 1929), Sir Philip Alexius de László (1869 – 1937) and Jean Baptiste Discart (1855 – 1940) compared. Exhibition Considerable portraits. Adolf Pirsch (1858 – 1929) in the Netherlands at Museum Van Loon in Amsterdam, Aristocracy in the Netherlands, 13. April 2022
- Holaus, Bärbel (Bearb.)/ Hülmbauer, Elisabeth (Bearb.)/ Wöhrer, Claudia (Bearb.): Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 19. Jahrhunderts, Bd. 3: L – R, hrsg. v. d. Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1998, S.193