Feines, niederländisches Zylinderbureau
Äußerst feines Zylinderbureau, aufwändigst im Stil der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, gefertigt.
Der kleine Sekretär besticht durch seine überaus feinen Marketerien in Form von Blatt und Blütenwerk, welche in den verschiedensten exotischen Hölzern, sowie die Ornamentik in Elfenbein und Ebenholz auf Eiche, ausgeführt sind.
Die vier konisch gestalteten Beine sind rundum mit Blatt und Blüten sowie je mit einer zentralen Masche intarsiert. Fuß und Kopfteil der Beine sind je mit echt-blattvergoldeten Ornamenten geziert. Die mehrfach geschwungen ausgeführte
Kreuzverstrebung ist reich markiert und mit einer Randdekoration aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitet. Über den Füßen befindet sich ein umlaufend marketiertes Fries mit einer Hauptlade, diese mit Schloss und fein ziseliertem Schlüssel. Der Aufsatz zeichnet sich mittig durch ein wundervoll markiertes Medaillon, eingerahmt von Fadenintarsien und einem umlaufenden Blatt und Bütenfries aus, welcher zwei kleine Fächer und vier Schubladen verbirgt.
Die ausziehbare Schreibfläche ist mit Alcantara bespannt. Die beiden Seitenwände des Schreibcompartments sind je mit einer großen Blatt- und Blüten Dekoration gearbeitet. Über dem Schreibcompartment finden wir zwei überaus reich markierte Fächer mit umlaufender Elfenbein Dekoration.
Die Rückwände der Fächer sind mittig je mit einem Maskaron gearbeitet, welches einem in Sitzposition freundlich entgegen lächelt.
Traumhaft schönes Möbel, meisterlich intarsiert, welches wie auch Christopher Payne in seinem Buch festhält, in Ausführung und Qualität den Möbeln des 17. und 18. Jahrhunderts ebenbürtig ist.
Literatur:
Einen vergleichbaren aufwändig ausgeführten Tisch finden wir unter anderem bei Christopher Payne “European Furniture of the 19th Century, Flanders Table” S. 498 Abb.1 und 509 Abb. 2
Wo er ausführt:
„Basierend auf dem Antwerpen-Stil des späten siebzehnten Jahrhunderts muss es ab den 1830er Jahren einen erheblichen Handel zwischen den niederländischen Häfen und Londoner Händlern gegeben haben. Ähnliche Tische sind in den großen Häusern Englands und Schottlands zu sehen, einige tragen die Marke “EHB”, die Initialen des Londoner Antiquitätenhändlers Edward Holmes Baldock. 301⁄4 hoch; 51/ breit; 30h tief; (77 × 131,5 × 77,5 cm) c. 1840
Die Antwerpener Möbelhersteller und Intarsienarbeiter erlangten einen beneidenswerten Ruf für ihre komplizierten Schränke, die mit Schildkrötenschale mit roter Folienunterlage eingelegt waren, um die Farbe der Schale zu erhöhen. Im späten sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert war ihr Einfluss in ganz Europa weit verbreitet, insbesondere in Italien, und viele flämische Wanderarbeiter wandten ihre Kunst in Norditalien und Süddeutschland an, vermischten die Stile etwas und verwischten so die genaue Herkunft vieler Stücke. Dieser Stilmix wurde im eklektischen neunzehnten Jahrhundert noch intensiver. Einer der prominentesten dieser Wanderarbeiter war Leonardo Van der Vinne aus Antwerpen, der Ende des 17. Jahrhunderts in Florenz arbeitete. Sein einfaches Intarsienlaub wiederholt sich oft in den ebonisierten Intarsien aus Mailand in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Bestimmte spanische Stücke können mit einer Bandierung aus Elfenbein und Ebenholz gefunden werden, ähnlich dem Spiegel unten, der wahrscheinlich von den Spaniern nach Antwerpen gebracht wurden, die die Technik von ihren maurischen Eroberern erwarben und bestimmte Aspekte des Mudéjar-Stils nach Nordeuropa brachten. Diese Stücke spiegeln den Stil des späten siebzehnten Jahrhunderts wider, sind aber Kopien aus dem neunzehnten Jahrhundert.“