Herrschaftliche große Salonkommode aus der bedeutenden Werkstätte des Ebenisten Pierre Roussel
Die große prachtvoll ausgeführte Kommode wurde in Paris um 1750 von dem bedeutenden Ebenisten Pierre Roussel (1723 — 1782) ausgeführt. Das Möbel ist mit zwei großen sans travers gefertigten Laden, sowie einer profilierten, den Zügen des Möbels folgenden Marmorplatte, welche aus rotem Griotte-Marmor gefertigt wurde, gearbeitet.
Dieser Marmor war der Lieblings Marmor von Ludwig XIV und fand in all seinen Besitzungen bevorzugte Verwendung. Der aus Eiche gefertigte Korpus ist fein mit Veilchen oder Königsholz und Palisander furniert ausgeführt.
Der Name Königsholz entstand, weil französische Könige (u. a. Ludwig XIV und Ludwig XV) im 17. und 18. Jh. das Holz für die Herstellung edler Möbel sehr schätzten. Frontseitig wunderschön ornamental in für Roussel typischer geschwungener Form mit Band und Fadenintarsien, über welche sich dann der prächtige Bronze Doré Beschlag legt, geziert. Die in leicht ausgestellter Form ausgeführten Vierkantbeine, die in etwas vorgezogene, schräggestellte Lisenen oder Frontstollen übergehen, sind mit Bronze Doré Beschlägen in Form von Blüten, Blattwerk und Rocaillenformen dekoriert.
Die zwei großen Schubladen sind überaus reich mit Girlanden aus Acanthus Blattwerk dekoriert, welches sowohl die Schlüssellöcher umspielt als auch die vier Griffe der Laden mit einbezieht und mittig im unteren Abschluss in einem überaus üppigen aus Blattwerk und Beeren gestaltete Element zusammen findet. Die beiden Seitenwände der prunkvollen Kommode sind ähnlich aufwendig und reich mit Bronze Doré Beschlägen geziert. Auch hier ist das Furnier in Schmetterlingsform vierfach gespiegelt, mit Fadenintarsien und umlaufendem Fries gearbeitet.
Das Möbel besticht einerseits durch seine, meisterliche und für Roussel typische Furnier und Einlegearbeit, als auch durch seinen prächtigen überaus fein ziselierten Bronze Beschlag mit seiner wunderschönen Vergoldung.
Schlagstempel am rechten Vorderstollen unter der Platte P. Roussel sowie Innungstempel JME Wappenschild mit Monogram BTF und Rangkrone im Rahmen an der Rückseite, sowie ein aufgemaltes großes B auch rückseitig.
Pierre Roussel (1723 — 7. Juni 1782) war einer der bedeutenden Ebenisten der Roussel Dynastie. Sein Vater war ein einfacher Geselle, welcher für einen Meister-Ebenisten tätig war. Vier von Roussels Brüdern waren Menuisiers und arbeiteten an geschnitzten Sitzmöbeln und Raumverkleidungen. Roussel eröffnete eine Werkstatt in der Pariser Rue de Charinton. Seine Anfänge waren bescheiden, doch entwickelte er sich im Laufe seiner Karriere durch Fleiß und Geschäftssinn zu einem der gefragtesten und begabtesten Ebenisten seiner Zeit.
Roussel fertigte eine Vielzahl von Mobiliar in einer großer Bandbreite von Möbeltypen und Stilen mit detailreichen Marketerien und Bronze Doré Beschlägen in exzellenter Qualität. Er heiratete 1743 Marie-Antoinette Fontaine und erhielt am 21. August 1745 seinen Meistertitel, und wurde von der Pariser Gilde als Tischlermeister empfangen. In den Jahren 1762 und 1780 wurde er zum Juré ernannt und hatte weitere Ämter in der Corporation des Menuisiers-Ébenistes inne. Verstärkung erhielt er in seinem umfangreichen Geschäft von seinen beiden Söhnen Pierre-Michel (Meister 1766) und Pierre le Jeune (Meister 1771).
Der zeitgenössische verfasste „‚Almanach d’indication générale ou du Vray mérite“ hebt ihn 1768 als einen der bedeutendsten Ebenisten seiner Zeit in Paris hervor (Kiellberg, S.729). Pierre Roussel hatte viele Gönner und bedeutende Auftraggeber. Einer seiner größten Gönner war der Prinz de Condé, der zwischen 1775 und 1780 beträchtliche Einkäufe für das Palais Bourbon und das Château de Chantilly bei Roussel tätigte. Neben Louis Joseph De Bourbon, Huitième Prince De Conde liest sich die Liste der Namen seiner Auftraggeber wie ein kleines Who is who seiner Zeit.
Da finden sich Persönlichkeiten wie :
Louise Mathilde d‘ Órlèans Duchesse de Bourbon, Versailles, Château de Versailles et de Trianon, Louis Jean Marie de Bourbon Duc de Penthièvre, Louise Félicitè Victoire d’Amont Princess de Monaco, Anne David Sophie Cromot De Fougy, Pierre- Charles Bonnefoy Du Plan (Hüter der Möbel der Königin), Concierge von Königin Marie Antoinette im Petit Trianon. Ab 17. März 1789 war er auch Sekretär des Königs. Während des Prozesses gegen Marie Antoinette verbrachte er fünfzehn Monate in einem Kerker, aus dem er erst nach dem Tod von Robespierre freikam. Pierre Roussel erhielt unter vielen anderen aber auch größere Aufträge von der Le Garde-Meuble De La Couronne sowie der Les Menus- Plaisirs, um nur einige zu nennen.
Die größten Museen bewahren heute Möbel von Pierre Roussel, darunter das:
M.A.D. Museum of Arts and Design NY, Louis — Saint Louis Art Museum, Louvre Paris, Petit Palais, Waddesdon Manor, Collection Versailles, Château de Versailles et de Trianon, und viele mehr.
Weitere Sammlungen und Literatur:
André Boutemy’s assessment at the article on Adrien Delorme
Francis J.B. Watson, “The Wrightsman Collection”: Furniture, Gilt Bronzes and Mounted Porcelain, 1966:557f (brief biographical notice)
Samuel H. Kress Collection at the Metropolitan Museum of Art
The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon Manor: II. Furniture, Clocks and Gilt Bronze
Comte François de Salverte, “Les ébénistes du xviiie siècle”, 1927, s.v. “Roussel, Pierre”
Les Roussel une Dynastie d‘Ebènistes au XVIII Siècle
Pierre Kjellberg: Le Mobilier Francais du XVIIIe Siecle, Paris 2008, S. 766 – 775
Der rote Griotte — Marmor:
Den Namen erhielt dieser besondere Marmor von der Morello Kirsche, welche auf französisch Griotte genannt wird und eine unnachahmlich intensive rote Farbe hat.
Oft enthält der rote Griotte zahlreiche Goniatite versteinerte Schalen, die mit weißem Calcit gefüllt sind, dann wird er “oeil de perdrix” genannt.
Das Griotte-Rot war einer der bevorzugten Marmore von König Louis XIV und wurde vielfältig in den königlichen Wohnungen im 18. Jahrhundert, verarbeitet. Dieser wundervolle rote Stein wurde zum Beispiel für die Fertigung von Skulpturen, prunkvollen Uhren als auch für die Innendekoration von Kirchen, Schlössern und Palästen, wie zum Beispiel im Hôtel de Cassini (1768), in welchem das Esszimmer mit Griotte-Marmor gestaltet wurde.
Auch viele der Kamine im Schloss Versailles wurden auf Bestellung Ludwig XIV aus roten Griotte-Marmor gefertigt. Für das Kabinett Ludwig XV wurde bereits früh ein Kamin ohne Bronzen aus diesem Marmor beauftragt, der bis heute noch zu besichtigen ist.
Weitere hier meist mit vergoldeten Bronzen, finden wir im Garderobenkabinett Ludwigs XVI., im Arbeitszimmer, im Ratskabinett, als auch in den Wohnungen von Marie-Antoinettes sowie Madame Victoire, im Château de Fontainebleau und im Louvre befinden sich aus rotem Griotte gestaltete Kamine, um nur einige zu nennen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus diesem Marmor der Arc de Triomphe du Carrousel auf Anordnung Napoléon Bonaparte 1809 gefertigt, welches ihm eine besonders imposante Ausstrahlung verleihen sollte.
Auch in der Opéra Garnier in Paris, finden wir im Grand Foyer mit einem monumentalen Kamin, welcher aus diesem wundervollen roten Marmor gefertigt ist.
Die wichtigsten Steinbrüche befinden sich in den Regionen Caunes-Minervois und Félines-Minervois, nordöstlich von der Carcassonne. In der Antike bereits ausgebeutet, werden sie um 1615 von den italienischen Bildhauern Stefano Sormano und Antoine Lignani wiederentdeckt, welche einen Handel mit Canes-Marmoren im Austausch für weißen Carrara-Marmor beginnen.
Der berühmte Bildhauer Bernini lenkt die Aufmerksamkeit des Königs auf diese Steinbrüche, der Claude-Félix Tarlé befiehlt, sie für den Hof auszubeuten, und sie dann 1692 zu “Royal Quarries” verordnet.