Thonet Salonbank Modell Nr. 5
Seltenes frühes Thonet Salon Canapé noch in der “Liechtensteinischen Konstruktion“ ohne Schrauben, mit starr verleimter Konstruktion und Bogenelementen. Die Schwünge und Gegenschwünge der Konstruktion aus gebogenem Holz, sind gekehlt und bronzier gearbeitet, welches die teuerste Ausführungsvariante war.
Sitz und Rückenlehne, sowie die Armstützen sind von Hand gepolstert, ausgeführt, und fertig zum Beziehen mit einem Dekorstoff Ihrer Wahl.
Die sogenannte Liechtensteinische Konstruktion geht auf die Arbeiten, die Michael Thonet in Zusammenarbeit mit Carl Leistler für den Fürsten von Liechtenstein durchführen durfte, zurück.
Michael Thonet war ein Protegé des österreichischen Staatskanzler und Fürst von Metternich, welcher ihn nach Wien einlud. In Wien wurde er vom Architekt Peter Hubert Desvignes beauftragt, für das Palais Lichtenstein Möbel herzustellen. Dieser bewegte Thonet auch dazu, seine Produkte auf den verschiedenen Weltausstellungen zu präsentieren.
Da Carl Leistler (Tischler und Parkettfabrikant) bereits einen Generalvertrag für Möbel und Fußböden innehatte, arbeiteten Thonet bei diesem Auftrag für Leistler als Subunternehmer. Gefertigt wurden wunderschöne sehr aufwendige Parkettböden, sowie Sitzmöbel im Stil des „Zweiten Rokoko“ für das Liechtensteinische Palais. Bereits auf der Londoner Weltausstellung 1851, zu deren Vorbereitung Michael Thonet bereits 1850 anreiste, waren einige Vorläufermodelle der Modell Serie Nr. 5 zu sehen. Thonet zeigte in London erstmals ein Ensemble bestehend aus Stuhl, Canapé und Armlehnstuhl.
In der Ausstellerliste wird Thonet mit sechs verschiedenen Sesselmodellen, zwei Fauteuils, einem Canapé, zwei Tischen, einem Nähtisch, zwei Lesetischen und zwei Etageren erwähnt. Aus der gezeigten Garnitur entwickelte er das spätere Serienmodell Nr. 9 und die Nr. 5. Beide Ausführungsvarianten fanden sich bis Mitte der 1870er Jahre nebeneinander im Angebot. Der erste bekannte Verkaufskatalog erschien im Jahre 1883 und hatte auf insgesamt 21 Seiten 219 Modelle abgebildet. Bereits 1886 erschien ein zweiter, 1888 ein dritter Katalog der Gebrüder Thonet, welcher bereits auf 30 Seiten 339 verschiedene Modelle im Angebot hatte.
Abgebildet finden wir das vorliegende Canapé unter anderem in den Thonet Katalogen der Jahre 1886, 1888 und 1904. s. Fotos in folgenden Varianten:
*Als Gestell zum Postern; *Gekehlt; *Gekehlt und bronziert (wie das vorliegende Canapé)
Man kann den Entwurf dieser frühen Salonbank ganz sicher als ein Gesamtkunstwerk von Funktionalität und Bequemlichkeit sowie Ästhetik und Form verstehen. Beeindruckend ist vor allem die unglaubliche Linienführung, in welcher das gebogene Holz in Schwünge und Gegenschwünge geformt wurde. Ein Meisterstück der frühen Handwerkskunst des Holzbiegens, gefertigt von einem der bedeutendsten Manufakturen dieser Zeit.