
Wiener Salon Fauteuil, Ende 19. Jahrhundert
Sehr elegant ausgeführter, gefasster Salon Fauteuil, welcher von einem der bedeutenden Möbelhersteller und Innenausstatter der Österreich-Ungarischen Monarchie in dem für diese Zeit populärem Stil des Barocks gefertigt wurde.
Das geschweifte Hartholzgestell ist in feiner Qualität beschnitzt, weiß gefasst und blattvergoldet. Sitz, Rückenlehne und Armauflagen sind gepolstert ausgeführt.
Der Stuhl wurden in unseren Werkstätten aufwendig restauriert, gepolstert und ist mit einen eleganten Dekorstoff bezogen. Salonstühle dieser Art wurden in Wien für ein aristokratisches und hochgestelltes Klientel bei Portois & Fix gefertigt.
Im Hier und Jetzt passt der vorliegende Stuhl in gleicher Weise in ein elegantes Interior, wie auch als gewollter Kontrastpunkt zu einer modernen Einrichtung.
In unserem Sortiment ist auch ein Paar dieser Portois & Fix Salonstühle erhältlich, bitte klicken Sie HIER für mehr Information.
Portois & Fix:
Johann Fix gründete im Jahr 1842 eine Tapezierfirma im vierten Gemeindebezirk in der Heumühlgasse 20 in Wien, welche im Jahr 1872 von seinem Sohn Anton Fix (1846 Wien – 1918 Wien) übernommen wurde. Man kann wohl sagen, dass die Blütezeit der Firma Fix mit der Entstehung der Ringstraßen-Palais begann, für welche sie viele der Ausstattungen und Innendekorationen fertigte. 1873 nahm Anton Fix an der Pariser Weltausstellung teil, von der er mehrere Auszeichnungen nach Hause brachte.
Man vermutet, dass Fix während der Wiener Weltausstellung 1873 die Bekanntschaft mit dem französischen Unternehmer August Portois (1841 Brüssel? – 1895 Nizza) machte. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass sich die beiden bereits davor kannten. Andere Quellen datieren die Bekanntschaft der beiden erst auf das Jahr 1880. Auguste Portois arbeitete bei einer Handelsgesellschaft am Boulevard Haussmann in Paris – einem Unternehmen, welches komplette Wohnungseinrichtungen für betuchte Kundschaft lieferte. Gemeinsam mit Isidor Blum gründete er 1869 die Société Commerciale de Paris mit Sitz in Paris.
In Wien befand sich eine Niederlassung am Kolowratring 7, dem heutigen Schubertring, benannt nach dem bedeutenden österreichischen Komponisten Franz Schubert. Im Jahr 1874 verließ Isidor Blum das Unternehmen, und August Portois führte es von da an in Wien weiter.
Bereits im selben Jahr (30. Juni 1874) wurde August Portois der Titel des k.u.k. Hoflieferanten verliehen. Portois hatte zu diesem Zeitpunkt eine Manufaktur im 9. Bezirk. Auch Kaiserin Elisabeth ließ sich 1874 von der Société Commerciale de Paris die Wohnräume im Erdgeschoss von Schloss Schönbrunn neu gestalten. Mehrere prominente Aufträge sollten folgen, wie das Appartement des Kronprinzen in der Prager Burg, die Villa der Katharina Schratt, Schiffe der k.u.k. privilegierten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft und kaiserliche Salonwägen. Auch August Portois beteiligte sich an der Wiener Weltausstellung 1873 und wurde 1877 Mitglied der Wiener Tischlergenossenschaft. Im Jahre 1881 begründeten Anton Fix und August Portois ihr gemeinsames Unternehmen „Portois & Fix“ und konnten von da an komplette Wohnungseinrichtungen anbieten.
Die amtliche Registrierung als Kunst- und Möbeltischlerei erfolgte darauf im Jahr 1884. An dem rasanten Aufstieg des Unternehmens in den folgenden zehn Jahren war August Portois, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, erheblich beteiligt. Auf der Internationalen Elektrischen Ausstellung 1883 in Wien fand der erste prominente Auftritt des österreichischen Möbelbauers und Innenausstatters Portois & Fix statt, der dadurch zu internationalem Ruhm gelangte.
Gezeigt wurden auf der Galerie der Rotunde einige vollständig möblierte Salons und Zimmer, welche mit Edisons Glühbirnen beleuchtet wurden. Daraus resultierten viele internationale Aufträge aus Russland, Ägypten, der Türkei, der Schweiz, Deutschland usw. In weiterer Folge errichtete man Dependancen in folgenden Städten: London, Paris, Mailand, Budapest, Bukarest, Karlsbad, Breslau, Konstantinopel, Turin, Kairo, Bombay…
Ab den 1890er-Jahren arbeitete Portois & Fix eng mit Künstlern – vor allem in weiterer Folge mit den Architekten und Designern der Wiener Werkstätte – zusammen. Man fertigte Entwürfe von Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Koloman Moser in den hauseigenen Werkstätten. Um 1900 avancierte Portois & Fix zu den bedeutendsten Möbelbauern der sogenannten „Wiener Moderne“. Die Möbel der Wiener Werkstätte sowie der Designer dieser Zeit sind heute in vielen Museen und Privatsammlungen weltweit zu finden. Als August Portois krankheitshalber am 30. November 1894 aus dem Unternehmen austrat, wurde Anton Fix zum Alleininhaber. August Portois verstarb im Alter von 54 Jahren in Nizza.
In weiterer Folge entstand in den Jahren 1899 bis 1901 nach Plänen des Architekten Max Fabiani der neue Firmensitz im 3. Bezirk in der Ungargasse 59 – 61. Stark beeinflusst von der modernen Architektur Otto Wagners baute Max Fabiani eines der modernsten Firmengebäude seiner Zeit. Der in Slowenien geborene Architekt arbeitete in Otto Wagners Stadtbahn-Atelier, wo er sowohl das Firmengebäude für Portois & Fix in der Ungargasse entwarf als auch das Artaria Verlagshaus im ersten Bezirk in Wien am Kohlmarkt, die Wiener Urania u. v. m. In den Jahren 1905 – 1914 war Max Fabiani auch Berater des Thronfolgers Franz Ferdinand in architektonischen und kunstgeschichtlichen Fragen. Von 1903 – 1904 war er Mitglied der Wiener Secession und neben Josef Plečnik wohl einer der bedeutendsten slowenischen Architekten. Auch für den Empfangssalon der Pariser Weltausstellung 1900 führte Portois & Fix einen Entwurf Max Fabianis – das sogenannte Kaiserzimmer – aus, für welches Fabiani den Grand Prix erhielt.
Im Jahre 1903 stieg Anton Fix’ Sohn Robert Fix in das väterliche Unternehmen ein und setzte durch seine kreativen Entwürfe entscheidende Impulse für den Fortbestand des Unternehmens. Am 14. August 1907 wurde „Portois & Fix“ in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mit dem Tod des Vaters 1918 verließ Robert Fix zugunsten einer künstlerischen Laufbahn als Maler das Unternehmen.„Portois & Fix“ war mit Sicherheit einer der bedeutendsten Möbelproduzenten der Jahrhundertwende in Wien.Strategische Expansion, Produktvielfalt, Innovation, handwerkliche Qualität sowie modernes Denken und Arbeiten verhalfen dem Unternehmen zu seinem großen Erfolg. Zu den Auftraggebern zählten: Kaiser- und Königliche Häuser, Aristokratie, Bankiers, Fabrikanten, Industrielle, gehobenes Bürgertum und Unternehmer.
Neben unzähligen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligte sich die Firma an zahlreichen internationalen Ausstellungen wie:
• der Weltausstellung in Wien 1873
• der Weltausstellung in Paris 1900
• und der Imperial-Royal Austrian Exhibition in London 1906.
Viele der von Portois & Fix ausgeführten Arbeiten wurden damals wie heute publiziert und abgebildet.Nachfolgend ein kleiner Auszug an Reverenzen der Firma Portois & Fix :
• Jagdschloss Mayerling, Niederösterreich, im Auftrag von Kronprinz Rudolf
• Café-Konditorei Demel, 1., Kohlmarkt 14
• Stadtbahn- Pavillon des k.u.k. Allerhöchsten Hofes (Architektur: Otto Wagner) Hietzing, 13., Schönbrunner Schlossstraße
• Geschäft des Juweliers A. E. Köchert, 1., Neuer Markt 15
• Herrenausstatter Knize, 1., Graben 13, zusammen mit Adolf Loos
• Hauptgeschäft des Textilunternehmens E. Braun & Co., 1., Graben 8
• Loosbar (American Bar), 1., Kärntner Durchgang 10, zusammen mit Adolf Loos, 1909
• Restaurant und Feinkostgeschäft Zum Schwarzen Kameel, 1., Bognergasse 5, nach Entwürfen von Adolf Loos
• Palais Salm-Vetsera, 3., Salesianergasse 11 welches um 1916 abgetragen wurde
Im 20. Jahrhundert spezialisierte das Unternehmen auf Auftragsarbeiten unter anderem für die Wiener Staatsoper, Burgtheater, Parlament, Hofreitschule, Banken
und andere öffentliche Institutionen, aus. Auch für den königlichen Plast von Aman war das Unternehmen tätig.
Literatur:
• Stefan Üner: Portois & Fix, in: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, hrsg. v. Eva B. Ottillinger, Ausst. Kat. Hofmobiliendepot, Wien 20.3. – 7.10.2018, S. 145 – 147, ISBN 978−3−205−20786−3.
• Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 172 f.
• Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 55 f.
• Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 134
• Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 68 f.
• Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, Register
• Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3⁄1: Wien. 1. – 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 132
• Dietmar Steiner: Architektur in Wien. 300 sehenswerte Bauten. Wien: Magistrat 1984, S. 142
• Pariser Esprit und Wiener Moderne – Die Firma Portois & Fix. Mit Beiträgen von Eva B. Ottillinger, Peter Haiko, Ulrike Scholda und Bernadette Decristoforo.
Ausstellungskatalog, 2008.
• Vera J. Behal: Möbel des Jugendstils. Sammlung des Österreichischen Museums für angewandte Kunst. Prestel Verlag, Wien 1988, ISBN 3−7913−0547−6.
• Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 3−85202−129−4.
• Dorothee Müller: Klassiker des modernen Möbeldesigns. Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser. Keysersche Verlagsbuchhandlung, Wien 1984, ISBN 3−87405−166−8.
• Maria Rennhofer: Koloman Moser – Leben und Werk 1868 – 1918. Brandstätter, Wien 2002, ISBN 3−85498−123−6.


