
Chinesischer Schreib- oder Konsolentisch
Geschichtlich interessanter Schreibtisch aus dem ersten Regentschaftsjahr des letzten Chinesischen Kaisers, ausgeführt in Hongmu und Hartholz (wohl huanghuali). Die rechteckige Platte wird von einem breiten überstehenden und nach unten profiliert gearbeiteten Fries, welcher über drei großen Laden liegt, eingefasst. Die drei Laden sind mit Bronzegriffen sowie die mittlere der drei Laden mit einem Schloß und Schlüssel ausgeführt. Die umlaufend gerundeten Kanten unterhalb des Frieses gehen in quadratische Füße, diese mit Huffüßen gestaltet, über.
Ein ganz besonders historisches Detail ist die an der Unterseite der linken Lade eingeschnitzte Innschrift.
Aus dieser geht hervor, dass dieses Möbel in der Provinz Shanxi 1909 gefertigt wurde:
1. 山西 (地名)
Shanxi (Ortsname, Provinz)
2. 宣统元年分
Xuantong, 1. Jahr (1909)
Das erste Jahr der Xuantong-Ära (宣统元年) bezieht sich auf das inaugurale Jahr der Regierungsdevise „Xuantong“, die nach der Thronbesteigung von Aisin-Gioro Puyi (爱新觉罗·溥仪), dem zwölften Kaiser der Qing-Dynastie und dem letzten Kaiser der chinesischen Geschichte, eingeführt wurde. Dieses Jahr entspricht dem Jahr 1909 im gregorianischen Kalender.
3. 教育统计表
Erstellt vom Bildungsministerium
4. 调查局制
Hergestellt vom Untersuchungsamt
Das Untersuchungsamt ist eine Verwaltungsbehörde, die dem Bildungsministerium der Provinz Shanxi untersteht. Zu seinem Geschäftsbereich gehören Möbel und Gebrauchsgegenstände.
Ein besonders Möbelstück und Zeitdokument mit schöner Patina, entstanden in den Wirren der Regentschaft des letzten Chinesischen Kaisers.
Aisin Gioro Puyi der letzte Kaiser von China (1906 – 1967):
Er war gerade einmal zwei Jahre alt, als Aisin Gioro Puyi den Thron des Kaisers von China bestieg, doch sollte eine blutige Revolution seine Herrschaft schon 1912 jäh beenden. Doch noch einmal sollte sich das Blatt für Puyi ändern, denn er bekam 1932 eine neue, jedoch vergiftete Chance auf den Thron. Aisin Gioro Puyi (1906 – 1967) hinterließ eine vielfach zitierte präzise Schilderung des wohl, neben seiner Krönung zum Kaiser, bedeutendsten Moments seines Lebens.
„Die Kaiserinwitwe Long Yu sitzt in einem Seitenraum der Thronhalle und wischt sich mit einem Tuch die Augen. Vor ihr kniet ein fettleibiger Mann, dem die Tränen nur so über das Gesicht strömen. Ich selbst sitze zur Rechten der Kaiserinwitwe und bin ganz verwirrt, weil ich nicht verstehe, warum die beiden Erwachsenen weinen … Plötzlich beginnt der dicke Mann unter lautem Schnäuzen und Schluchzen zu reden. Ich kann mir aber aus seinen Worten keinen Sinn zusammenreimen.“
Erst Jahre später verstand der junge neben der Kaiserinwitwe sitzende Kaiser die große Bedeutung dieser Situation. Der mächtige General Yuan Shikai erklärte dem letzten Kaiser von China seine Demission. Dadurch ergab sich die Situation, dass der Kaiser von China im Alter von nur 6 Jahren am 12. Februar 1912 heute würde man sagen in Pension gehen musste.
Erst vier Jahre zuvor gelangte der erst zwei-jährige Puyi auf den Thron. Er war der Sohn des Halbbruders des amtierenden Kaisers Guangxu, zwar gehörte Puyi zu jener Dynastie, welche die Kaiser der Qing-Dynastie bereits seit der Eroberung Chinas durch die Mandschu 1644 stellte, jedoch wäre aufgrund dieses entfernten Verwandtschaftsverhältnisses eine Besteigung des Throns für Puyi unmöglich gewesen.
Doch hier kamen zwei Aspekte dem Jungen Puyi entgegen. Einerseits die Kinderlosigkeit des amtierenden Kaisers, als auch der unbeugsame Wille zur Macht der Kaiserin Witwe Cixi. Dieses unbeugsame Streben ermöglichte es ihr, über den unglaublichen Zeitraum von 47 Jahren über mehrere Kaiserkinder hinweg die Macht über das große Reich für sich zu erhalten.
Kaiserin Cixi veranlasste bereits im Herbst des Jahres 1908, dass der zweijährige Puyi in die verbotene Stadt gebracht wurde. Nachdem Kaiser Guangxu einer Vergiftung mit Arsen erlag wurde der kleine Puyi zum ”Sohn des Himmels“ gekrönt und somit zum Kaiser eines Großreiches. Das Schicksal hatte jedoch anderes im Sinn und so erlag die machthungrige Kaiserin Witwe der Influenza. Während des Kampfes um die zukünftige Macht im Kaiserreich, sowohl hinter den Mauern des Palastes, als auch vor diesen voll entbrannte, verbrachte Puyi eine skurrile Kindheit ohne gleichaltrige, umgeben von hunderten Bediensteten und Eunuchen, welche einzig zu seiner Verfügung standen.
1911 erlebte das Land einen blutrünstigen Aufstand gegen das Quing-Régime, welcher sich schnell im ganzen Land ausbreitete. Bei diesem Massakern, die gegen die Mandschu verübt wurden, fanden Zehntausende Ihren Tod. Am 1. Jänner 1912 wurde eine Republik ausgerufen und somit endete das Chinesische Kaiserreich nach mehr als 2.000 Jahren. Puyi konnte sein feudales Leben in der verbotenen Stadt noch angemessen verbringen, musste diese aber 1924 abrupt verlassen.
Puyi sollte aber noch einmal die Chance auf eine Regentschaft erhalten. Japan suchte für seine Pläne in der Mandschurei einen Marionetten Präsidenten. Mit einer fingierten Bitte der Bevölkerung trat man an Puyi heran und Puyi stand dem daraus entstandenen Satellitenstaat Mandschuko ab dem Jahr 1932 als Präsident und ab dem 1. März 1934 sogar als Kaiser von Japans Gnaden vor. Der Einmarsch der Roten Armee sollte seine Regentschaft abermals abrupt beenden und so erklärte Puyi am 16. August 1945 seinen Rücktritt. Puyi kam in sowjetische Gefangenschaft und wurde 1950 an die neuen Machthaber im nun Kommunistischen Peking ausgeliefert.
Neun Jahre Gefangenschaft folgten, in welcher man Puyi einer Gehirnwäsche unterzog. Seine letzten Lebensjahre verbringt er als Gärtner im Botanischen Garten von Beijing. Puyi starb am 17. Oktober 1967 in Peking.
Literatur:
Puyi, “Ich war Kaiser von China. Vom Himmelssohn zum Neuen Menschen. Die Autobiografie des letzten chinesischen Kaisers”
Film:
“Der letzte Kaiser” ist ein Monumentalfilm aus dem Jahr 1987. Bernardo Bertolucci verfilmte die Biografie des Kaisers Puyi von China, der bereits als Zweijähriger den Thron besteigen, aber schon drei Jahre später wieder abdanken musste. An Originalschauplätzen in der Verbotenen Stadt in Peking entstand ein vielfach preisgekröntes Epos, das 1988 mit neun Oscars und vier Golden Globes ausgezeichnet wurde. Die Schreibweise des Namens der Hauptperson lautet im Film (Darstellerlisten, Abspann) und im zugrunde liegenden Buch „Pu Yi“.






