Kleiner Franz Sekretaer 01 1

Salon- oder Damenbureau Louis XV

Frankreich um 1750, ausgeführt von Pierre Migeon II (1701 - 1758)

Wun­der­schön aus­ge­führter klein­er Sekretär aus der berühmten Werk­stätte Pierre Migeon II. Ele­gant gear­beit­eter Kor­pus mit gewell­ter Zarge auf hohen geschweiften Beinen, exk­lu­siv in Rosen­holz furniert, dies teil­weise in soge­nan­nter Papil­lon — Form (Schmetter­lings­flügel-Form).

Die schräggestellte und mit Band­in­tar­sie gezierte Schreib­plat­te befind­et sich über zwei kleinen Schubladen. Im Inneren ist die aufk­lapp­bare Schreib­plat­te mit goldgeprägtem Led­er bespan­nt. Der Innen­raum des Schreib­mö­bels ist mit­tig mit zwei übere­inan­der liegen­den offe­nen Fäch­ern, sowie seitlich je drei getreppt abge­set­zten Schüben ausgeführt.

Mit­tig befind­et sich ein Geheim­fach, welch­es sich durch das ver­schieben eines kleinen Teils der Plat­te öff­nen lässt.

Schlöss­er, Beine und Seit­en­wände sind mit feinen Bronze Doré Ele­menten geziert. Der kleine Sekretär wurde für die Ver­wen­dung in ein­er Salon­mitte ent­wor­fen und ist daher auch auf sein­er Rück­seite fein furniert ausgeführt.

Ele­gant gear­beit­etes kleines Schreib­mö­bel des 18. Jahrhun­derts aus ein­er bedeuten franzö­sis­chen Werk­stätte, welche zu den Lieblingswerk­stät­ten Madam de Pom­padour zählte. Gestem­pelt unter der Zarge MIGEON” sowie mit dem Paris­er Innungsstem­pel JME“. Gestem­pelte Möbel von Piere Migeon sind sehr sel­ten am inter­na­tionalen Kun­st­markt zu finden.

Viele der von Migeon gefer­tigten Möbel befind­en sich heute in bedeu­ten­den Samm­lun­gen oder Museen, wie etwa im Lou­vre Paris, Musée des Arts Dec­o­rat­ifs Paris, Petit Palais Paris, Car­navalet Paris, Château de Fontainebleau, Château de Champs sur Madame, Musée des Arts Dec­o­rat­ifs, Lyon, Musée de Beau­vais, Res­i­denz Samm­lung München, oder in der Roth­schild Col­lec­tion u.s.w.

Pierre II Migeon (17011758) entspringt ein­er Dynas­tie von Ebenis­ten und ist wohl eines der renom­miertesten Mit­glieder ein­er der bedeu­tend­sten Protes­tantis­chen in Paris ansäs­si­gen Ebenis­ten Fam­i­lien. Schon sein Vater Pierre I (ca. 1670) war Liefer­ant des Königshaus­es und der Aris­tokratie. Der Beginn sein­er Ebenis­ten Kar­riere wird um 1726 datiert.

Er dürfte wohl nie offiziell die Ausze­ich­nung als „ Maitre — Maître-Ébéniste” erhal­ten haben, dies ver­mut­lich auf­grund der Tat­sache, dass er strenger Calvin­ist war, wodurch ihm die Mit­glied­schaft ein­er Gilde ver­wehrt wurde. Es wird daher ver­mutet, dass ihm auf Grund seines großen Tal­entes eine Aus­nah­megenehmi­gung erteilt wurde. 

Im Jahr 1739 über­nahm er bere­its die Leitung der Fam­i­lien­werk­stät­ten und des Verkauf­s­geschäftes in der Rue de Car­en­ton im Faubough Saint Antoine. Laut Aufze­ich­nun­gen der Fir­men­büch­er aus den 1730iger Jahren geht her­vor, dass Migeon ein ziem­lich flo­ri­eren­des und wohlhaben­des Unternehmen führte.

Pierre Migeon II arbeit­ete zu dieser Zeit für eine Vielzahl an bedeu­ten­den Kun­den, wie unter anderem für den Her­zog von Orleans, die Her­zo­gin von Bour­bon oder die Her­zo­gin von Rohan, um nur einige hier zu nen­nen. Bere­its ab 1740 arbeit­ete er für den Hof, ins­beson­dere für Madame de Pompadour. 

Er spezial­isierte sich auf Möbel von klein­er Größe, die in wun­der­voller handw­erk­lich­er Qual­ität in seinen Werk­stät­ten gefer­tigt wur­den, wie Reise­toi­let­ten oder Klapp­schreibtis­che, so wie auch der hier vorgestellte Tisch.

Neben sein­er erfol­gre­ichen Kar­riere als Ebenist, war er auch ein äußerst tal­en­tiert­er und erfol­gre­ich­er Händler und wurde von den bedeu­tend­sten Handw­erk­ern sein­er Zeit beliefert. Charak­ter­is­tisch für die in Migeons Werk­stät­ten gefer­tigten Möbel­stücke war ihre stilis­tisch sehr zurück­hal­tende und nicht über­ladende For­mge­bung. Diese stilis­tis­che Ein­heitlichkeit sein­er Entwürfe ermöglicht eine sehr klare Zuord­nung der in Migeons Werk­stät­ten gefer­tigten Möbelstücke. 

Er ver­ar­beit­ete edel­ste Furniere aus satiniertem Holz oder Rosen­holz, mit Verzierun­gen aus Veilchen- und Ama­ranth-Holz und gilt als ein­er der ersten, welch­er mas­sives Mahag­o­ni bei der Fer­ti­gung sein­er kleinen Meis­ter­w­erke, meist für den franzö­sis­che Adel ver­wen­dete. Sein Sohn, Peter III.(1733 – 1775), der 1761 zum Meis­ter erk­lärt wurde, war in Wirk­lichkeit schon eher Kauf­mann als Tischler.

Lit­er­atur:

18th Cen­tu­ry Cab­i­net­mak­ers”, Count François de Salverte, Les édi­tions d’Art et d’His­toire — 1934.

French Fur­ni­ture from the 18th Cen­tu­ry”, Pierre Kjell­berg, Les Édi­tions de l’A­ma­teur — 2002.

Kleiner Franz Sekretaer 03
Sekretär aus der Werkstätte Pierre Migeon II H: 98 cm, B: 98 cm, T: 49,5 cm
Kleiner Franz Sekretaer 04
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Kleiner Franz Sekretaer 02