Wiener Empiere Sonnenrad Glas Vitrine 004 1

Empire Vitrine

Wien um 1810/15

Äußerst sel­tene und wun­der­schön aus­ge­führte Empire Vit­rine mit Ägyp­tisieren­dem Ein­fluss. Der Kor­pus des Möbels ist in Eiche sowie in Weich­holz aus­ge­führt und sehr fein in Mahag­o­ni furniert.

Sowohl Kranz als auch Sock­el sind mit in für diese Zeit typ­is­chen Ochse­nau­gen und Akan­thus­blatt Stab­dekor geziert. Diese Stab­verzierun­gen wur­den fein beschnitzt und anschließend blattver­gold­et. Der prunk­volle Schrank ste­ht auf vier in Löwen­tatzen Form beschnitzten, ebon­isierten und ver­gold­e­ten Füßen.

Das Hauptele­ment der Vit­rine bilden die bei­den in Form eines Son­nen­rades ver­glas­ten Türen. Die ovale Form der alten Glas­fen­ster wird von den in Strahlen­form ange­ord­neten ebon­isierten Sprossen unter­brochen. Die verbleiben­den in Mahag­o­ni furnierten Ele­mente sind umlaufend mit einem blattver­gold­e­ten Met­all­band in Form von aneinan­der gerei­ht­en kleinen Blät­tern verziert.

Mit­tig sind die Türen mit einem sehr fein gear­beit­eten ver­gold­e­ten Bronzebeschlag aus­ge­führt. Flankiert wer­den die bei­den Türen von abge­set­zten konisch aus­ge­führten Lise­nen. Bekrönt wer­den diese von ebon­isierten sowie blattver­gold­e­ten Ägyp­tisieren­den Frauen­büsten, sowie mit aus ver­gold­e­ter Bronze gear­beit­eten Wein­blatt, Blütenkranz und Maschendekor.

Die Innenein­rich­tung des Schrankes ist in Eiche, mit vier höhen­ver­stell­baren Fäch­ern ausgeführt.

Aus­lös­er für den Ägyp­tis­chen Ein­fluss im Empire in Europa war der Ägypten­feldzug Napoleons in den Jahren 179899.

Ein beson­ders schönes und bedeu­ten­des Beispiel dieser Mode­strö­mung im Empire war das soge­nan­nte Ägyp­tis­che Kabi­nett, welch­es sich Maria Ludovi­ca d‘Este (17871816), die dritte Gemahlin Kaiser Franz I, für ihre Woh­nung im zweit­en Stock des Leopol­dinis­chen Trak­tes der Hof­burg um 181012 gestall­ten ließ. 

Auch viele der für Kaiserin Ludovi­ca gefer­tigten Möbel wur­den so wie bei diesem Schrank mit antik­isieren­den Ele­menten gefertigt.

Ein weit­eres Beispiel für die her­aus­ra­gende Qual­ität und Handw­erk­skun­st sind die von Joseph Dan­hauser 1822 für das Palais (heutige Alberti­na) von Erzher­zog Carl von Sach­sen Teschen gefer­tigten Möbel in Mahag­o­ni. Auch hier find­et sich z.B. eine Wand­kon­sole mit Ägyp­tisieren­den Ele­menten, welche im Schreibz­im­mer nach der Restau­rierung von 1822 – 25 ste­ht; des weit­eren auch ein Möbel­paar von ein­türi­gen Wand­schränken mit medail­lon­för­miger Mit­teldeko­ra­tion in Mahag­o­ni furniert­er Aus­führung, die im soge­nan­nten Ster­bez­im­mer Erzher­zog Carls ste­hen…

Vor­liegen­der Schrank ist ein sel­ten schönes Beispiel für die hohe Kun­st­fer­tigkeit der Möbelschrein­er des Empires in Wien.

Möbel, die nach mehr als 200 Jahren noch in so per­fek­ter Form, ohne Risse und Ver­for­mungen in der Hol­zober­fläche, mit abso­lut ger­aden Lin­ien und Kan­ten erhal­ten sind, sind sel­tene Zeitzeu­gen der hohen Kun­st des Möbel­baus.

Einige Beispiele find­en Sie in der Schausamm­lung des Möbel­mu­se­ums ehe­mals Hof­mo­bilien­de­pot in Wien. 

Napoleons Ägypten­feldzug (1798- 1801):

Im Jahre 1798 brach der junge Napoleon Bona­parte im Auf­trag der franzö­sis­chen Regierung nach Ägypten zu seinem Ägypten­feldzug, auch als Ägyp­tis­che Expe­di­tion bekan­nt, auf.

Das Hauptziel des Feldzuges war, Ägypten von der osman­is­chen Herrschaft zu befreien und die Posi­tion Frankre­ichs im Nahen Osten zu stärken. Die große Expe­di­tions­flotte, welche aus mehr als 280 Schif­f­en und über 30.000 Mann bestand, wurde von der Com­mis­sion des sci­ences et des arts, ein­er Gruppe von 167 Wis­senschaftlern, Inge­nieuren, Kün­stlern, Ärzten, Math­e­matik­ern und Natur­forsch­ern begleit­et. Die Ergeb­nisse der Expe­di­tion wur­den in der mehrbändi­gen Text- und Bilder­samm­lung Descrip­tion de l’Égypte“ doku­men­tiert, die den Grund­stein für die spätere Ägyp­tolo­gie legte.

War die Expe­di­tion auch let­ztlich ein mil­itärisch­er Fehlschlag, führte sie doch zu bedeu­ten­den wis­senschaftlichen Ent­deck­un­gen, da durch die an der Expe­di­tion teil­nehmenden Wis­senschaftler die altä­gyp­tis­che Kul­tur wei­thin bekan­nt wurde und so ein starkes Inter­esse an der Frühgeschichte geweckt wurde.

Eine der bedeu­tend­sten Ent­deck­un­gen dieser Zeit war der Fund des Steins von Roset­ta am 15. Juli 1799, welche let­z­tendlich die Entz­if­fer­ung der altä­gyp­tis­chen Hiero­glyphen durch Jean-François Cham­pol­lion ermöglichte.
Diese führte nicht nur dazu das ein Studi­ums der Ägyp­tolo­gie und der Erforschung altä­gyp­tis­ch­er Arte­fak­te beson­ders pop­ulär wurde, son­dern löste eine regel­recht­en Begeis­terungswelle für die ägyp­tis­che Kul­tur in ganz Europa aus. Plöt­zlich waren Architek­tur und Innenausstat­tung, wie Möbel, Malerei, Deko­rstoffe, Porzel­lan, Mode usw. im ägyp­tis­chen Stil über­all in Europa en vogue. Dies führte dazu, dass der Begriff der Ägyp­tomanie geboren war.

Aus dieser Strö­mung entwick­elte sich im Laufe des 19. Jahrhun­derts der soge­nan­nte Ori­en­tal­is­mus“ in der Kun­st und Lit­er­atur, welch­er im späten 19. Jahrhun­dert unter vie­len anderen mit Werken von Auguste Delacroix, Jean Lecomte du Noüy oder Jean-Léon Gérôme seinen Höhep­unkt erreichte.

Weit­er­führende Lit­er­atur: Le Mobili­er du xix Siè­cle — en France et en Europe”, Seite 212.

Hier als Amoire-Bib­lio­thek Öster­re­ich (18201830); der ein­türige Empire Schrank ist hier in Kirschholz mit Ein­legear­beit­en aus Ahorn, Pal­isander und Ama­ranth, sowie mit­tig im soge­nan­nten Son­nen­rad mit ein­er blattver­gold­e­ten Sonne und Son­nen­strahlen aus­ge­führt. Das hier dargestellte Mod­ell wirkt viel rustikaler und hat bei weit­em nicht die Ele­ganz des in Mahag­o­ni aus­ge­führten Möbel aus unser­er Sammlung.

Wiener Empiere Sonnenrad Glas Vitrine 006
Empire Vitrine, Wien H: 164 cm, B: 112 cm, T: 41 cm
Wiener Empire Sonnenrad Glas Vitrine 003
Wiener Empiere Sonnenrad Glas Vitrine 001
Wiener Empire Sonnenrad Glas Vitrine 007
Wiener Empiere Sonnenrad Glas Vitrine 005