Hans Miedler Fine Art Danhauser Spiegel

Prunkvoller Stand- oder Schwenkspiegel

Wien um 1815/20, der Danhauser’schen k. k. privilegierten Möbelfabrik zugeschrieben

Dieser mit Sicher­heit als höfis­ches Möbel zu beze­ich­nende Schwenkspiegel aus dem ersten Drit­tel des 19. Jahrhun­derts ist ein Meis­ter­w­erk der For­men­sprache dieser Zeit und reflek­tiert in per­fek­ter Weise den Stil und die Qual­ität Danhausers.

Die Danhauser’sche k. k. priv­i­legierte Möbelfab­rik gilt als die bedeu­tend­ste Möbel­man­u­fak­tur Wiens dieser Tage.
Der üppig beschnitzte, teil­weise in sein­er Orna­men­tik aus Masse gear­beit­ete Stand­spiegel ist in dun­klem Grün gefasst sowie mit reich­er Blattver­goldung versehen.

Der Prunk­spiegel ste­ht auf je zwei in Bogen­form ver­bun­de­nen Füßen, welche in Pratzen Form gear­beit­et und jew­eils mit einem großen ver­gold­e­ten Akan­thus­blatt deko­ri­ert sind. Die Mitte der jew­eils zwei in Bogen­form ver­bun­de­nen Füße bildet ein sehr fein aus­ge­führtes Medail­lon mit Per­len­rand, das ein höfis­ches Kopf­porträt mit Hochsteck­frisur im römis­chen Stil ziert.

Die bei­den den Spiegel tra­gen­den, rund aus­ge­führten Säulen sind mit ver­gold­e­tem Blat­twerk und Ringdeko­ra­tio­nen verse­hen und wer­den jew­eils von ein­er kleinen Amphore bekrönt.
Zwis­chen den bei­den Säulen befind­et sich ein oval gestal­tetes Ele­ment mit Klee­blattdeko­ra­tion, durch das die handgeschmiedete Stellschraube zur Fix­ierung des schwenkbaren Spiegels in der gewün­scht­en Posi­tion geführt wird. Der Spiegel­rah­men selb­st ist umlaufend mit kleinen Klee­blät­tern deko­ri­ert und auf sein­er Rück­seite mit gel­ber Sei­de bespan­nt. Bekrönt wird der Stand­spiegel mit einem hal­brund aus­ge­führten Auf­satz, der mit feinen, in Strahlen­form ange­ord­neten Ele­menten verse­hen ist. Den Abschluss bildet eine kleine Amphore, auf der sich eine auf ein­er Weltkugel ste­hende vollplas­tis­che Auf­satz­fig­ur in bewegter Hal­tung, zum Him­mel blick­end, befind­et.

Ähn­liche Entwürfe find­en wir in den Zeich­nun­gen von Josef Dan­hauser (siehe unten), die heute Teil der MAK-Samm­lung in Wien sind. Das Geymüller Schlös­sel“, ein Ver­anstal­tung­sort in Wien, zeigt ver­gle­ich­bare Kan­de­laber (siehe unten) in sein­er Samm­lung vor Ort.
Der hier vorgestellte Bie­der­meier-Spiegel ist ein her­vor­ra­gen­des Beispiel für die Ele­ganz und Ästhetik des Wiener Designs im ersten Drit­tel des 19. Jahrhun­derts. Wie in allen früheren Epochen gab es auch hier beson­dere Handw­erk­er, die ein außergewöhn­lich­es Gespür für Pro­por­tio­nen und For­men bewiesen, was zu Objek­ten von höch­ster Handw­erk­skun­st mit viel Liebe zum Detail führte. Diese Meis­ter­w­erke waren haupt­säch­lich für höfis­che und aris­tokratis­che Kun­den reserviert.

Das Öster­re­ichis­che Muse­um für ange­wandte Kun­st in Wien (MAK) besitzt einen Großteil der Zeich­nun­gen der Danhauser’schen k. k. priv­i­legierten Möbelfab­rik“ mit mehr als 2.500 Zeich­nun­gen und Skizzen aus dem Musterkat­a­log. Dieser Kat­a­log umfasste unter anderem 153 Stuhlmod­elle, 56 Tages­bet­ten, 179 Arten von Kro­n­leuchtern und 124 Fen­ster­be­hänge. All diese Mod­elle wur­den inner­halb der jew­eili­gen Pro­duk­t­grup­pen fort­laufend num­meriert, wobei der Bere­ich Beleuch­tung in zwölf Grup­pen unterteilt ist …

Die Dan­hauser-Möbelfab­rik wurde 1814 vom Bild­hauer Joseph Ulrich Dan­hauser (1780 – 1829) gegrün­det. Sie war eines der ersten Unternehmen Wiens, das im Bere­ich der Innenausstat­tung tätig war. Dank ein­er speziellen Fer­ti­gungslizenz war es Dan­hauser möglich, alle Handw­erks­berufe im Bere­ich der Innenausstat­tung zu inte­gri­eren und die erforder­lichen Arbeit­en unter einem Dach auszuführen. Dazu gehörten in erster Lin­ie die Möbel­her­stel­lung und Pol­sterung, die Pro­duk­tion von Innen­leucht­en, Met­al­lar­beit­en, aufwendi­ge Vorhänge und Bettgestelle mit ihren Hal­terun­gen sowie kleine skulp­turale Acces­soires. Die Kund­schaft der Fab­rik kam aus der gesamten öster­re­ichis­chen Monar­chie und aus Deutsch­land, und das Unternehmen ver­fügte über Ver­trieb­snieder­las­sun­gen in Graz und Budapest. Dan­hausers pres­tigeträchtig­ster und umfan­gre­ich­ster Auf­trag war die Ren­ovierung des Palastes von Erzher­zog Karl (heute Alberti­na) um 1822.

Die Möbelfab­rik Dan­hauser nimmt eine her­aus­ra­gende Stel­lung in der Geschichte des Wiener Möbel­baus und der Innenausstat­tung ein. Anhand der Entwürfe Dan­hausers lässt sich die Entwick­lung des Wiener Möbel­stils nachvol­lziehen, der sich zunächst an franzö­sis­chen Vor­bildern wie denen von Perci­er und Fontaine ori­en­tierte, aber bald eine eigen­ständi­ge Form annahm.

Per­sön­liche Anmerkung:
Bei diesem prunk­voll aus­ge­führten Spiegel han­delt es sich aller Voraus­sicht nach um eine Auf­tragsar­beit für einen hochgestell­ten aris­tokratis­chen Kun­den. Der vor­liegende Spiegel zählt mit ziem­lich­er Sicher­heit zu den deko­ra­tivsten Schwenk- oder Stand­spiegeln, die Dan­hauser je in dieser Art für seine Kun­den in seinen Werk­stät­ten gefer­tigt haben dürfte.
Ver­gle­ich­bare Mod­elle, meist in etwas schlichter­er Aus­führung, befind­en sich in Museen und pri­vat­en Samm­lun­gen.
Bedeu­tend­ster Auf­tragge­ber für Dan­hauser war, wie bere­its oben erwäh­nt, unter anderem Erzher­zog Carl 1822 – 1825 mit dem Auf­trag für sein Palais, die heutige Alberti­na in Wien. Dan­hauser erhielt den Auf­trag, für das gesamte Palais neue Möbel anzufer­ti­gen sowie die Prunk­gemäch­er mit Mar­ke­teriebö­den auszus­tat­ten. Die Alberti­na war zu dieser Zeit das größte hab­s­bur­gis­che Wohn­palais Wiens …

Ein anderes bedeu­ten­des und ver­gle­ich­bares Beispiel befind­et sich heute im Schloss­mu­se­um Gotha im soge­nan­nten Napoleonz­im­mer. Neben zwei bedeu­ten­den Kan­de­labern befind­et sich dort auch das von Dan­hauser aus­ge­führte prunk­volle Empire­bett, in dem Her­zog Ernst I. von Sach­sen-Coburg und Gotha (1784 – 1844) im Jahr 1844 verstarb …

Weit­er­führende Links:

Alberti­na:

https://​www​.alberti​na​.at/​samml…

https://​www​.alberti​na​.at/​site/…

Weit­ers:

https://www.stiftung-friedenst…

Schlafz­im­mer Her­zog Ernst 1. von Sach­sen-Coburg und Gotha

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Danhauser Spiegel H: 232 cm, B: 124 cm
Danhauser Spiegel Hans Miedler Fine Art
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Danhauser Spiegel Detail
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Danhauser’sche k. k. privilegierte Möbelfabrik