HM Fledermausgesamt

Salonsitzgruppe "Fledermaus" nach einem Entwurf von Josef Hoffmann

Wien um 1907

Soge­nan­nte Fle­d­er­maus­sitz­gruppe, namensgebend für dieses Mod­ell war das Kabarett Fle­d­er­maus“ in Wien beste­hend aus ein­er Sitzbank, zwei Arm­stühlen und vier Stühlen, welche in Buche und Buchebugholz aus­ge­führt sind, mahag­o­nige­beizt. Äußerst sel­tener orig­i­naler­hal­tener Leder­bezug mit schön­er Pati­na in her­vor­ra­gen­dem Zustand. 

Erzeug­nis der Fir­ma Mundus.

Josef Hoff­mann (18701956):

Josef Hoff­mann wurde 1870 in Pirnitz/​Mähren in eine sozial und gesellschaftlich schwierige Zeit geboren, aber es war auch der Beginn der Indus­triellen Rev­o­lu­tion mit all ihren pos­i­tiv­en und neg­a­tiv­en Seit­en. Josef Hoff­mann begann 1892 sein Architek­turstudi­um an der Akademie der bilden­den Kün­ste bei Carl von Hase­nauer und Otto Wag­n­er in Wien. Er begeis­terte sich früh für die englisch — schot­tis­chen Kun­st­be­we­gung Arts & Crafts. Ihre Vision war es alle Lebens­bere­iche mit Kun­st zu erfüllen, All­t­ags und Gebrauch­sob­jek­te schön­er und ästhetis­ch­er zu desig­nen und so kun­stvoll gestal­tete Gebrauchs­ge­gen­stände auch für eine bre­it­ere Gesellschaftss­chicht zugänglich zu machen. J. Hoff­mann wie auch sein Lehrer Otto Wag­n­er waren der Anschau­ung, dass Kun­st sog­ar eine auf die men­schliche Seele heilende Wirkung haben könne. Sie dacht­en die Rolle des Architek­ten viel größer, von nun an sollte der Architekt gle­ichzeit­ig Design­er sein, und auch alle zu ver­wen­den­den Gegen­stände neu entwer­fen. Diesem Kre­do blieb Hoff­mann zeit seines Lebens treu. 

Im jun­gen Alter von ger­ade ein­mal 29 Jahren wurde Hoff­mann bere­its zum Pro­fes­sor der Uni­ver­sität für Ange­wandte Kun­st in Wien ernan­nt. Darauf erfol­gte ein­er der bedeu­tungsvollen Schritte in Hoff­manns Kar­riere, nach­dem er sich im Jahre 1897 mit Gus­tav Klimt, Kolo­man Moser, Joseph Maria Olbrich, Carl Moll und anderen zu der Vere­ini­gung der​„Wiener Seces­sion“ welche sich als Gegen­be­we­gung zu den etablierten Kun­stschaf­fend­en ver­stand, zusam­mengeschlossen hat­te. Er begrün­dete nur sechs Jahre später gemein­sam mit Kolo­man Moser und Unter­stützung des Indus­triellen Fritz Waern­dor­fer 1903 die Wiener Werkstätte. 

Zu den ersten achtikonis­chen Meis­ter­w­erken Hoff­manns muss man das 1904 umge­set­zte Sana­to­ri­um Purk­ers­dorf zählen, bei welchem Hoff­mann von der Innenein­rich­tung bis zu den Gärten alles bis ins kle­in­ste Detail ent­wor­fen hat­te. Dieses Gesamtkunst­werk set­zte fast schon radikale, neue Maßstäbe in der Sicht auf Architek­tur und Design. Eines der bedeu­tend­sten Werke Josef Hoff­mans, mit welchem ihm schlussendlich der inter­na­tionale Durch­bruch gelang, war das Palais Sto­clet in Brüs­sel. Bei diesem Bau, welchen er in den Jahren 1905 — 1911 ver­wirk­lichte, kon­nte er seine Vision des Gesamtkunst­werkes vol­lends real­isieren. Architek­tur und Design ver­schmelzen mit dem täglichen Leben, Kun­st wird ein ästhetis­ch­er Teil unseres All­t­ages. Ein inter­es­san­ter Aspekt zu der Idee des Gesamtkunst­werkes wäre hier, dass bere­its der bedeu­tende dänisch-öster­re­ichis­che Baumeis­ter und Architekt des Klas­sizis­mus und His­toris­mus, Theophil Edvard Hansen, (1813 in Kopen­hagen — 1891 in Wien) die Vision eines Gesamtkunst­werkes von Gebäude und Ein­rich­tung hat­te und auch bei eini­gen sein­er Pro­jek­te in Wien umset­zen kon­nte. Die strenge und klare For­men­sprache der Entwürfe von Hoff­mann, waren Weg­bere­it­er zur Mod­erne und sind so wie auch die Entwürfe von Adolf Loos Kunst­werke von zeit­los­er Ele­ganz, gefer­tigt in höch­st­möglichen Qual­ität und Aus­führung. Als ein Zitat von Bedeu­tung, wäre vielle­icht das von Le Cor­busier in welchem er über Josef Hoff­mann sagte: “….heute, wo sich die neuen Gen­er­a­tio­nen … die Früchte der Arbeit der wahren Weg­bere­it­er zu eigen machen, … ist es nur gerecht … unsere Dankbarkeit zu bezeu­gen gegenüber Män­nern wie Pro­fes­sor Hoff­mann und gegenüber Unternehmungen, die so kühn waren wie die Wiener Werk­stätte. Endlich ist das, was beste­hen bleibt, das — unent­behrlich Über­flüs­sige -, die Kunst.“

Literatur
Deutsche Kun­st und Deko­ra­tion, Dezem­ber 1908“, p. 159,„Sales Cat­a­logue of Jacob & Josef Kohn”, Wien 1916; zitiert auch mit Abbil­dun­gen in Bent Wood and Met­al Fur­ni­ture: 1850 – 1946“, pub­liziet von The Amer­i­can Fed­er­a­tion of Arts, 1987 New York
Wiener Werk­stätte Kun­st und Handw­erk 1903- 1932” Wern­er J. Schweiger, Edi­tion CH, Brandstätter
HM Fledermaus D1
Fledermaus Sitzgruppe
HM Fledermaus Bank
Eine Sitzbank B: 119 cm, T: 52 cm, H: 84 cm
HM Fledermaus D2
Zwei Armstühle B: 53 cm, T: 50 cm, H: 84 cm
HM Fledermaus Stoff
HM Fledermaus3
Vier Stühle B: 55 cm, T: 43 cm, H: 84 cm
HM Fledermaus3
Plakate für das Kabarett Fledermaus Links Plakat von B. Löffler 1907, rechts Plakat von F. K. Delavillla
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Kabarett Fledermaus Abb. links: Der Zuschauerraum des Kabarett Fledermaus von der Bühne aus gesehen, rechts J. Hoffmann Eingang zum Barraum des Cabaret Fledermaus
HM Fledermaus2
HM Fledermaus5
J. Hoffmann originaler Stuhl aus dem Kabarett Fledermaus um 1905