HM Chicago Spiegelkonsole

Bedeutende Spiegelkonsole, Meisterstück von Rappa & Giobbe München

letztes Drittel 19. Jhdt., gefertigt für die große Berliner Kunstausstellung 1894

Das vor­liegende Meis­ter­stück, welch­es von Rap­pa & Giobbe für die große Berlin­er Kun­stausstel­lung gefer­tigt wurde, kön­nte möglicher­weise schon ein­mal kurz davor aus­gestellt wor­den sein, näm­lich auf der Weltausstel­lung 1893 in Chica­go im Deutschen Pavil­lon, an der Rap­pa & Giobbe neben F. Rad­spiel­er auch teilnahmen. 

Ob dies der Fall war, lässt sich aber nicht mit Bes­timmtheit sagen. Defin­i­tiv doku­men­tiert ist dies jedoch für die große Berlin­er Kun­stausstel­lung 1894.

Die prunk­voll beschnitzte Spiegelkon­sole sollte das her­vor­ra­gende, handw­erk­liche Kön­nen der Meis­ter, sowie die Handw­erk­skun­st des aus­ge­hen­den 19. Jahrhun­derts auf den Ausstel­lun­gen repräsen­tieren. Rap­pa & Giobbe waren weit über die Gren­zen Münchens hin­aus als Hof­s­tuck­a­teure und Bild­hauer bekannt. 

Als Hof­s­tuck­a­teure und Ausstat­ter hat­ten sie das Priv­i­leg auch für den Hof zu arbeit­en und waren unter anderem auch für Lud­wig II, den Bayrischen König an der Ausstat­tung sein­er Schlöss­er beteiligt. Die in ihrer handw­erk­lichen Qual­ität und in ihrem Schnitzw­erk so meis­ter­lich aus­ge­führte Spiegelkon­sole, zählt wohl zu ein­er der her­aus­ra­gen­den Beispiele für das Kun­sthandw­erk­liche Kön­nen dieser Epoche.

Objek­te wie dieses, meist gefer­tigt für den Hof oder das auf­strebende Bürg­er­tum, mit ihren Fab­rikan­ten und Bankiers, zählen zu den aufwändigst gear­beit­eten dieser Zeit.

Der Kon­so­len­tisch ist mit vier Beinen, welche in geschwun­gener Form reich mit Rocaillen, Blüten und Blattdeko­ra­tio­nen beschnitzt sind, aus­ge­führt. Die nach rück­wärts leicht ver­set­zt gestal­teten Beine, sind mit ein­er deko­ri­erten Kreuzver­stre­bung, mit­tig mit ein­er angedeuteten Kar­tuschen­form ver­bun­den, die wiederum mit Blüten und Blat­twerk geziert ist.

Der abschließende Kranz des Kon­so­len­tis­ches ist run­dum reich mit Rocaillen und Blattmo­tiv­en deko­ri­ert. In der Mitte find­en wir eine von Akan­thus gezierten Kar­tusche, welche mit­tig genau wie die Seit­enele­mente mit ein­er Art Flechtwerk aus­geschmückt ist.

Die in traumhafter Far­bkonzep­tion aus­ge­führte, pro­fil­ierte und geschwun­gene Plat­te ist in Stuck­mar­mor gear­beit­et und ein Parade­beispiel für den hohen handw­erk­lichen Stan­dard der aus­führen­den Stuck­a­teure. Der Prunk­spiegel ist in über­aus üppiger Form beschnitzt. Wir find­en run­dum Blüten, Akan­thus und Blat­twerk sowie Rocail­lien, Kar­tuschen und Ochse­nau­gen Dekorationen. 

Beson­ders her­vorzuheben ist das vollplas­tisch aus­ge­führte Schnitzw­erk, wo sog­ar das Geäst der Blät­ter vollplas­tisch aus einem Stück her­aus geschnitzt wurde. Mit­tig ist der Spiegel mit je ein­er zwei­flam­mi­gen, in ver­gold­e­ter Bronze und mit feinem Blat­twerk gezierte App­like ausgeführt.

Der nach oben streben­den Rah­men ist links und rechts mit ein­er reich deko­ri­erten Amphore gestal­tet. Die Mitte wird von ein­er Kar­tusche gebildet, über die sich eine prunk­volle Amphore mit üppiger vollplas­tisch geschnitzter Blu­mendeko­ra­tion befind­et. Begren­zt wird diese an bei­den Seit­en von zwei zur Giebelform ansteigen­den Ges­im­sen, auf welchen zwei große vollplas­tis­che Drachen in bewegter Hal­tung sitzen.

Die Holzart, welche für diese prunk­volle Spiegelkon­sole ver­wen­det wurde, war Lin­den­holz, das man anschließend mit reich­lichen par­tiellen Ver­goldun­gen verziert hat. Die orig­i­nale Spiegelplat­te ist in geschwun­gener und facettiert geschlif­f­en­er Form ausgeführt.

Doku­men­tiert in Große Berlin­er Kun­st-Ausstel­lung, 1894, Kat­a­log — Ver­lag von Rud. Schus­ter, Berlin

Per­sön­liche Anmerkung:

So wie die hier präsen­tierte Prunk Spiegelkon­sole, wur­den her­aus­ra­gende Meis­ter­stücke meist als Aushängeschild und Unikat für große inter­na­tionale Kun­stausstel­lun­gen gefer­tigt. Auf diese Weise ver­suchte man auch inter­na­tionale Klien­tel im Wet­tbe­werb mit den anderen Ausstellern für sich zu gewin­nen. Meist resul­tierten daraus Aufträge für den Adel oder das auf­strebende Bürg­er­tum.

Fir­men wie Rap­pa & Giobbe oder F. Rad­spiel­er waren für die prunk­volle Aus­gestal­tung der Schlöss­er und Adelshäuser dieser Zeit ver­ant­wortlich und lassen uns heute noch staunend und voller Bewun­derung durch die von ihnen gestal­teten Raume gehen.

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Spiegelkonsole, Meisterstück von Rappa & Giobbe München Konsole: H: 91cm, T: 52 cm, B: 167 cm Spiegel: H: 232 cm, B: 130 cm Gesamt : H: 323 cm
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