Kamin Fauteuil Entwurf Adolf Loos
Das klare Stuhlgestell ist in Eiche massiv gearbeitet und mit einem hohen Sitzpolster, welcher in Leder überzogen ist, ausgeführt. Die Rückenlehne ist aus Leder gefertigt, das an der Ober- sowie an der Unterseite frei und nur links und rechts mit patinierten Messingnägel an den beiden Streben befestigt gearbeitet ist.
Der Stuhl wurde in unseren Werkstätten restauriert, neu gepolstert und mit Leder bezogen und ist ein perfektes Beispiel für die klaren auch hier fast kubischen Linien der Entwürfe von Adolf Loos.
Der Loos Kaminfauteuil ist ein absoluter Designklassiker, von einem der stärksten und polarisierendsten Wiener Architekten seiner Zeit. Adolf Loos verwendete diesen Entwurf unter anderem für die Einrichtung der Wohnung Josef Vogls in Pilsen (Plzen), Tschechien, in der Villa Müller in Prag (1928) und im Landhaus Khuner in Payerbach /Niederösterreich (1930).
Die bedeutende Wiener Manufaktur Friedrich Otto Schmidt fertigte dieses Stuhlmodell in abgewandelter Form für ihr Klientel. Im Archiv der Firma findet man diesen u.a. unter der Modellbezeichnung SREN 72. Anzunehmen ist das Friedrich Otto Schmidt von Adolf Loos, welcher mit der Manufaktur eng zusammenarbeitete, zu Fertigung eines eigenen etwas abgewandelten Modells dieses Stuhles inspiriert wurde.
Adolf Loos geboren am 10. Dezember 1870 in Brünn, verstorben am 23. August 1933 in Karlsburg bei Wien, war Architekt, Designer, Schriftsteller und Lehrer. In der kunstgeschichtlichen Literatur gilt Loos als wichtiger Wegbereiter der Moderne in Architektur und Design und grenzte sich mit seinen Ideen stark von den Architekten der Wiener Werkstätte ab, auch stand er in kritischer Distanz zum Deutschen Werkbund und dem Bauhaus.
Adolf Loos prägte, neben den bedeutenden Vertretern des Wiener Jugendstils und ihren Vereinigung der “Wiener Seccesion” als auch der “Wiener Werkstätte“ wie Otto Wagner, Josef Hofmann, Joseph Maria Olbrich, aber unter anderen auch Max Fabiani und Jože Plečnik, welche Schüler von Otto Wagner waren, maßgeblich den Wiener Stil. Besonders hervorzuheben wäre auch, dass Loos als energischer Gegner des Wiener Jugendstils auch“ Seccesionsstil” genannt, galt.
Adolf Loos war eng mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit wie Arnold Schönberg, Oskar Kokoschka, Peter Altenberg und Karl Kraus befreundet, deren Werdegang er auch leidenschaftlich unterstützte. Künstlerisch beeinflusste Loos viele spätere Architekten der Moderne, unter anderem Richard Neutra, Heinrich Kulka oder auch Luigi Blau. Adolf Loos war auch als Lehrer tätig und führte auch eine eigene, private Bauschule, wo er unter anderem Paul Engelmann und Leopold Fischer unterrichtete. Als eine der bedeutendsten Schriften Adolf Loos‘ ist wohl die von Ornament und Verbrechen (1908) anzusehen, in der Loos gegen das Ornament an sich zu Felde zieht. In den 1920er Jahren hielt sich Adolf Loos in Paris auf, wo er intensive Kontakte zur Künstleravantgarde seiner Zeit unterhielt.
In den Jahren 1925 — 1926 baute er in Paris unter anderem ein Haus für Tristan Tzara einem französischen Dichter, Journalisten, Kunstsammler, Komponisten, Filmemacher und Mitbegründer des Dadaismus. Auch für die Tänzerin Josephine Baker plante Loos 1927 ein Haus in Paris auf der Avenue Bugeaud mit einer horizontalen schwarz-weiß gestreifen Fassade, welches jedoch nie umgesetzt wurde.
Ein herausragendes Beispiel neben dem Loos Haus am Wiener Michaelerplatz ist unter anderem die 1930 gebaute, von ihm konzipierte Villa Müller in Prag, fast vollständig erhalten und heute als Museum geführt. Auch bei ihr ist die äußerliche Form der Kubus, welcher in den Entwürfen von Loos eine zentrale Rolle einnimmt. Im Inneren werden edle Materialien und Dekors aus verschiedenen Epochen kombiniert.
Für die Villa Müller konzipierte Loos unter anderem das Modell des vorliegenden Kamin Fauteuils.
Vgl. Lit.:
M. Kristan, Adolf Loos Villen, Wien 2001, S. 111 (Blick von der Galerie in die Halle), S. 115 (Zimmer des Sohnes im Obergeschoß, S. 125; B. Rukschcio, R. Schachel, Adolf Loos Leben und Werk, Salzburg, Wien 1982, S. 622f. Nr. 199. Archiv Friedrich Otto Schmidt.
https://landesecho.cz/index.ph…
Villa Müller
Adolf Loos feierte seinen 60. Geburtstag am 10. Dezember 1930 nicht zufällig in der Villa Müller in Prag. Sie ist nicht nur bis heute als Meisterwerk anerkannt, Adolf Loos selbst zählte sie auch zu seinen schönsten Werken. Das weiße, kubusförmige und bis auf die gelben Fensterrahmen schlichte Gebäude ließ der Bauunternehmer František Müller zwischen 1928 – 1930 im Prager Stadtteil Střešovice bauen. Zur gleichen Zeit entstanden anderswo in Europa zwei weitere herausragende Bauten: Die Villa Tugendhat des Architekten Mies van der Rohe in Brünn und die Villa Savoy von Le Corbusier unweit von Paris…
Foto unten rechts: Villa Müller mit dem Kamin Fauteuil mittig vor der Feuerstelle